Tierheim-Hunde besuchen Schloer-Stift
Tierheim-Hunde besuchen Schloer-Stift
Tanja Karrasch
RP ONLINE | 20. November 2015
Moers. Das Seniorenheim kooperiert mit der Tierherberge Kamp-Lintfort: Einmal in der Woche besuchen zwei Hunde die Bewohner.
Anfangs ist Mechthild Neuwirth (85) zurückhaltend, vorsichtig streichelt sie Mischling Lea über den Kopf: „Ist das ein liebes Hündchen“, sagt die Bewohnerin des Rudolf-Schloer-Stifts. Eigentlich habe sie Angst vor Hunden. Doch dann traut sie sich auch, den großen Labradormischling Lady zu streicheln.
Die Tierpfleger Jessica Hinchado-Gomez und Toni Gorski gehen gemeinsam mit Concetta Frost vom Sozialen Dienst durch alle Wohnbereiche. Die Bewohner sitzen bei Kaffee und Kuchen in den Aufenthaltsräumen. Als Lea und Lady kommen, rückt das Kaffeekränzchen schnell in den Hintergrund. Gertrud Zirpel winkt den Vierbeinern zu. Vor lauter Freude über den Besuch schließt die Seniorin Lady in ihre Arme.
Einrichtungsleiter Thorsten Krüger nennt den Kontakt zu Tieren einen „Herzensöffner“. „Die Bewohner haben früher eigene Tiere gehabt und vermissen den Kontakt zu ihnen.“ Krüger wollte den Bewohnern wieder mehr Nähe zu Hunden ermöglichen, die Tierherberge Kamp-Lintfort sagte zu: Einmal in der Woche kommen die Tierpfleger nun mit zwei Hunden vorbei, diese Woche sind es Lea und Lady: Die Herzen der Bewohner des Rudolf-Schloer-Stifts erobern die beiden im Sturm: „Du bist ja ein ganz toller Hund“, lobt Getrud Speicher (76). „Vor drei Wochen war ein kleiner, brauner Hund dabei. Der ist sofort auf meinen Schoß gesprungen, das war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sie sich: „Wenn ich könnte, hätte ich ihn sofort behalten.“
Das Halten von Tieren ist im Rudolf-Schloer-Stift auch möglich: „Wir sind ein tierfreundliches Haus, ein Hund, eine Katze und ein Wellensittich leben hier“, sagt Krüger. Die Bewohner sollten allerdings größtenteils eigenständig für die Tiere sorgen können. So wie Elionore Maurer (78) für ihren Hund Felix. Großzügig teilt sie dessen Leckerlis mit Lady und Lea. Auch therapeutische Angebote wären eine Bereicherung, findet Krüger. Doch seine Suche nach einem Therapiehund war bisher erfolglos.
Die Tierpfleger haben schon Erfahrung mit Besuchen im Seniorenheim: Seit vier Jahren besuchen sie das Caritas-Haus St. Hedwig in Kamp-Lintfort. Hinchado-Gomez weiß: „Die Menschen freuen sich riesig, wenn wir kommen. Es gibt sogar Menschen, die vorher nicht viel gesprochen haben und plötzlich wieder anfangen, zu singen.“ Auch für die Tierherberge sind die Besuche aufschlussreich: „Wir lernen unsere Tiere dadurch noch besser kennen, das kann hilfreich für die Vermittlung sein.“ Nur besonders ausgeglichene und aufgeschlossene Hunde werden mitgenommen, meistens ein größerer und ein kleiner Hund. „Für Rollstuhlfahrer ist es einfacher, einen größeren Hund zu streicheln. Die kleinen Hunde können die Bewohner auf den Schoß nehmen“, so Beate Mühlenberg, Leiterin der Tierherberge.
Ursula Zoch (81) freut sich über den Besuch: Sie hatte selbst vierzehn Hunde über die Jahre: „Es gibt nichts Schöneres als neben dem Leben noch die Tiere“, sagt sie. „Den Kleinen behalten wir hier. Das passt, ich habe zwei Betten“, sagt die 81-Jährige und lacht. Heute wird daraus nichts: Lea und Lady gehen brav zurück in die Tierherberge.
Quelle: RP
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